SMS-Abzocke: Wie Sie sich vor den häufigsten Messenger-Betrugsfallen schützen können

19. Juli 2023

Haben Sie jemals eine verdächtige Nachricht auf Ihrem Handy erhalten? Sie sind nicht allein. Betrug über Messenger-Dienste ist eine wachsende Bedrohung in unserer digitalen Welt. Mit zunehmender Beliebtheit dieser Plattformen steigt auch die Anzahl der Betrüger, die sie als Mittel zur Abzocke unschuldiger Nutzer nutzen. Florian Hansemann, Gründer von HanseSecure und renommierter Experte für Cybersicherheit, erklärt in einer Reportage des Kabel 1 – K1 Magazins, wie diese Betrügereien funktionieren und wie wir uns dagegen schützen können.

Florian Hansemann – IT-Experte aus München

Wie Messenger-Betrug zunimmt

Messenger-Dienste wie WhatsApp, Telegram und Signal sind fester Bestandteil unseres täglichen Lebens. Sie ermöglichen uns eine schnelle und einfache Kommunikation mit Freunden, Familie und Kollegen. Doch diese Bequemlichkeit hat auch eine Kehrseite. Immer mehr Betrüger nutzen diese Plattformen, um unschuldige Nutzer in die Falle zu locken und sie zu betrügen.

Florian Hansemann, auch als professioneller White-Hat-Hacker bekannt, warnte vor den Gefahren, die mit dem Klicken auf unbekannte Links in Kurznachrichten verbunden sind. „Du klickst auf irgendwas drauf und schon landest du auf einer Seite, auf der du nicht landen willst“, warnte er im Fernsehen. Diese scheinbar harmlosen Aktionen können dazu führen, dass Betrüger Zugang zu persönlichen Informationen erhalten, die sie dann für kriminelle Zwecke nutzen können.

Die Polizei in Berlin hat in den letzten zwei Jahren einen dramatischen Anstieg der Anzeigen im Zusammenhang mit Messenger-Betrug verzeichnet. Während es vor zwei Jahren im ganzen Jahr nur 64 Anzeigen gab, sind es heute 500 Anzeigen pro Monat. Dies unterstreicht die Dringlichkeit des Problems und die Notwendigkeit, sich über die Risiken im Klaren zu sein und geeignete Schutzmaßnahmen zu ergreifen.

Die drei häufigsten Betrugsmaschen und wie man sich dagegen schützt

Betrüger sind ständig auf der Suche nach neuen und kreativen Wegen, um ihre Opfer zu täuschen. Im Folgenden werden wir die drei häufigsten Betrugsmaschen, die über Messenger-Dienste verbreitet werden, genauer betrachten und Ratschläge von Experten zur Vermeidung dieser Betrügereien vorstellen.

Masche 1: Der Elterntrick

Vorsicht bei solchen Nachrichten – Beispiel für einen Elterntrick

Die erste und beliebteste Betrugsmasche ist der sogenannte „Elterntrick“. Dabei erhalten Eltern eine Nachricht, die angeblich von ihrem Kind stammt, das behauptet, eine neue Telefonnummer zu haben. Die Nachricht fordert die Eltern auf, eine dringende Zahlung vorzunehmen, da das Kind angeblich nicht auf sein Bankkonto zugreifen kann.

Peter Giesel, ein Experte für Abzocke bei Kabel Eins, rät: „Mein wichtigster Tipp: Nochmal auf der alten Nummer zurückrufen, wenn die wirklich abgestellt ist und nicht erreichbar, ja dann könnte das eventuell vielleicht stimmen. Aber sich auf jeden Fall vergewissern, einen Gegencheck machen.“

Tipps zur Vermeidung des Elterntricks:

  • Seien Sie skeptisch, wenn Sie eine Nachricht von einer unbekannten Nummer erhalten, die behauptet, Ihr Kind zu sein.
  • Kontaktieren Sie Ihr Kind über die alte Nummer oder einen anderen vertrauenswürdigen Kommunikationskanal, um die Echtheit der Nachricht zu bestätigen.
  • Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen, um sofortige Zahlungen zu leisten. Betrüger nutzen oft Dringlichkeit, um ihre Opfer zu täuschen.

Masche 2: Die Kunden-SMS

Eine gefälschte Nachricht per SMS

Die zweite Betrugsmasche beinhaltet eine scheinbar harmlose Kunden-SMS. Diese Nachrichten geben vor, von einem vertrauenswürdigen Unternehmen zu stammen und fordern den Empfänger auf, einen Link zu klicken, um seine Daten zu aktualisieren. Doch hinter diesem Link verbirgt sich oft eine Schadsoftware.

Florian Hansemann warnt: „Im schlimmsten Fall landen wir auf einer Webseite, wo wir direkt einen Virus herunterladen und das Handy ist danach gehackt. Das heißt der Angreifer hat Zugriff auf deine Chats, auf die Bankdaten, auf alles, was du eingibst und kann dann im schlimmsten Fall sogar noch das Mikrofon aktivieren.“

Tipps zur Vermeidung der Kunden-SMS-Betrugsmasche:

  • Klicken Sie nicht auf Links in SMS-Nachrichten, insbesondere wenn sie von unbekannten Nummern stammen.
  • Überprüfen Sie die Echtheit der Nachricht, indem Sie das betreffende Unternehmen direkt über einen vertrauenswürdigen Kontaktweg kontaktieren.
  • Installieren Sie eine vertrauenswürdige Sicherheits-App auf Ihrem Smartphone, die vor Schadsoftware schützen kann.
Statement von DHL zur Kunden-SMS-Betrugsmasche

Masche 3: Der Spendenbetrug

Die dritte Betrugsmasche ist besonders heimtückisch, da sie die Hilfsbereitschaft der Menschen ausnutzt. Nach Naturkatastrophen oder anderen großen Ereignissen werden oft Spendenaktionen organisiert. Betrüger nutzen diese Gelegenheit, um gefälschte Spendenaufrufe zu versenden und so an das Geld gutgläubiger Spender zu kommen.

„Es ist leider auch immer zu dieser Zeit, dass Betrüger überall aus den Löchern poppen und da irgendwie mitmischen wollen“, warnt Peter Giesel. Florian Hansemann fügt hinzu: „Wenn wir jetzt auf den ‚Spenden‘ Button klicken, dann landen wir auf dieser Crypto-Seite. Das heißt wir müssen an eine Crypto-Wallet überweisen und das ist ziemlich anonym. Heißt am Ende ist das Geld einfach weg.“

Tipps zur Vermeidung des Spendenbetrugs:

  • Seien Sie vorsichtig bei Spendenaufrufen, die über Messenger-Dienste oder SMS verschickt werden.
  • Überprüfen Sie die Echtheit der Spendenorganisation, bevor Sie eine Zahlung leisten.
  • Vermeiden Sie Zahlungen an unbekannte Crypto-Wallets oder andere anonyme Zahlungsmethoden.
  • Wenn Sie spenden möchten, tun Sie dies direkt über die offizielle Website der Wohltätigkeitsorganisation oder eines vertrauenswürdigen Spendenportals.

Wie Betrüger an unsere Telefonnummern kommen und wie wir uns schützen können

Jedes Mal, wenn wir uns für einen Online-Dienst anmelden, einen Kommentar in einem Forum hinterlassen oder eine Kleinanzeige aufgeben, hinterlassen wir Informationen, die von Betrügern genutzt werden können. Eine dieser Informationen ist unsere Telefonnummer, die oft für Betrugsmaschen über Messenger-Dienste verwendet wird.

Hansemann erklärt, dass Betrüger oft Telefonnummern aus Online-Kleinanzeigen entnehmen. „Jeder Online-Nutzer hinterlässt einen digitalen Fußabdruck“, sagt er. „Betrüger können diese Informationen nutzen, um ihre Betrugsmaschen durchzuführen.“

Aber wie können wir uns vor solchen Bedrohungen schützen? Hier sind einige Ratschläge von Florian Hansemann, Dr. Marc Maisch und den Experten bei HanseSecure in München:

  • Seien Sie vorsichtig mit Ihren persönlichen Informationen: Geben Sie Ihre Telefonnummer nur dann preis, wenn es unbedingt notwendig ist. Überlegen Sie zweimal, bevor Sie Ihre Nummer in Online-Formularen oder auf Social-Media-Plattformen angeben.
  • Nutzen Sie Datenschutzeinstellungen: Viele Online-Dienste und Social-Media-Plattformen bieten Datenschutzeinstellungen, mit denen Sie steuern können, wer Ihre persönlichen Informationen sehen kann. Stellen Sie sicher, dass Ihre Telefonnummer nur für vertrauenswürdige Kontakte sichtbar ist.
  • Seien Sie skeptisch gegenüber unbekannten Anrufern oder Nachrichten: Wenn Sie einen Anruf oder eine Nachricht von einer unbekannten Nummer erhalten, seien Sie vorsichtig. Geben Sie keine persönlichen Informationen preis und klicken Sie nicht auf unbekannte Links.
  • Halten Sie Ihre Geräte und Anwendungen auf dem neuesten Stand: Viele Betrüger nutzen Sicherheitslücken in veralteter Software, um Zugang zu Ihren Geräten zu erhalten. Stellen Sie sicher, dass Ihre Geräte und Anwendungen immer auf dem neuesten Stand sind.
  • Nutzen Sie Sicherheitssoftware: Installieren Sie eine vertrauenswürdige Sicherheitssoftware auf Ihren Geräten. Diese kann vor Schadsoftware schützen und Sie warnen, wenn Sie auf eine gefährliche Website zugreifen.

Die Rolle der Bezahldienstleister und die Notwendigkeit von Schutzmechanismen

Stellungnahme der Bundesnetzagentur

Die Leichtigkeit, mit der heute eine Spendenkampagne erstellt werden kann, birgt Risiken. Mit Werkzeugen zum Klonen von offiziellen Webseiten können Betrüger innerhalb einer halben Stunde eine überzeugende „Spendenkampagne“ ins Leben rufen, die auf den ersten Blick wie eine legitime Initiative von Organisationen wie PETA oder WWF aussieht. In solchen Fällen ist es unerlässlich, dass Bezahldienstleister aktiv werden und Maßnahmen ergreifen.

Bezahldienstleister wie PayPal spielen eine entscheidende Rolle im digitalen Zahlungsverkehr. Sie ermöglichen schnelle und bequeme Transaktionen, können aber auch für betrügerische Zwecke missbraucht werden. Hansemann weist darauf hin, dass Betrüger oft bekannte Bezahldienstleister nutzen, um vertrauenserweckend zu wirken.

Es besteht ein dringender Bedarf an stärkeren Schutzmechanismen und gesetzlichen Regelungen, um die Verbraucher vor solchen Betrugsmaschen zu schützen. Bezahldienstleister sollten mehr Verantwortung übernehmen und wirksame Maßnahmen ergreifen, um betrügerische Aktivitäten zu erkennen und zu verhindern.

Ein einfacher Identitätscheck beim Erstellen einer Spendenkampagne könnte schön einen Großteil der Betrüger abhalten. Darüber hinaus sollten die Gesetzgeber strengere Vorschriften für den digitalen Zahlungsverkehr erlassen und sicherstellen, dass die Verbraucher im Falle eines Betrugs angemessen geschützt sind.

Stellungnahme von PayPal

Fazit

Betrug über Messenger-Dienste ist eine wachsende Bedrohung, die ernst genommen werden muss. Es ist wichtig, sich über die verschiedenen Betrugsmaschen zu informieren und vorsichtig zu sein, wenn man Nachrichten von unbekannten Nummern erhält oder aufgefordert wird, Zahlungen zu leisten.

Florian Hansemann und sein Team bei HanseSecure bieten wertvolle Ratschläge, wie man sich vor solchen Betrugsmaschen schützen kann. Dazu gehören das Hinterfragen von Nachrichten, die von unbekannten Nummern stammen, das Überprüfen der Echtheit von Spendenorganisationen und das Aktualisieren von Geräten und Anwendungen, um vor Schadsoftware geschützt zu sein.

Die Aufklärung und Sensibilisierung für diese Art von Betrug sind von entscheidender Bedeutung. Es ist wichtig, dass wir alle unseren Teil dazu beitragen, indem wir uns informieren, vorsichtig handeln und andere über die Risiken aufklären.

Sie können den vollständigen Beitrag von Kabel 1 zur Abzocke per SMS hier anschauen.

Experte für Cybersicherheit – Florian Hansemann

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