Warum Münchner Schulen zur Angriffsfläche für Hacker werden
Die IT-Sicherheit in zahlreichen Grund- und Hauptschulen in München ist unzureichend. Der Bayerische Lehrerverband drängt auf eine verbesserte Ausstattung, während die Stadt München an einer Umstellung arbeitet.
Problem der veralteten Web-Mail-Anwendung
Die Web-Mail-Anwendung Horde, die von vielen Grund- und Hauptschulen in München genutzt wird, hat seit Juni 2020 keine Aktualisierungen mehr erhalten. Die Tatsache, dass in dreieinhalb Jahren keine Updates durchgeführt wurden, birgt laut dem IT-Sicherheitsexperten Florian Hansemann von HanseSecure erhebliche Gefahren: „Es handelt sich um eine extrem veraltete Software, bei der die Wahrscheinlichkeit von Sicherheitslücken sehr hoch ist, Hacker könnten ein leichtes Spiel haben!“ Hansemann betont weiter, dass die Software grundsätzlich nicht mehr aktualisiert wird und ihr sogenanntes ‚Ende of Life‘ erreicht hat.
Wie gelangen die Daten unserer Kinder eventuell ins Darknet?
Im E-Mail-Austausch zwischen Grund- und Hauptschulen werden sensible Daten von Kindern und Jugendlichen verarbeitet.
Florian Hansemann sagt: „Wenn Hacker jetzt diese Daten erbeuten, könnten sie beispielsweise Identitätsdiebstahl betreiben, sich als Kind ausgeben, persönliche Daten übernehmen und Adressen herausfinden, was zu Stalking führen könnte.“
Solche Themen seien von großer Bedeutung. Es kommt immer wieder vor, dass Daten von Kindern und Jugendlichen auf einschlägigen Hackerseiten im Darknet auftauchen, erklären IT-Sicherheitsexperten.
Auch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) warnt vor offenen Schwachstellen: „Schwachstellen in Büroanwendungen und anderen Programmen sind nach wie vor eine der Hauptangriffsflächen für Cyberangriffe.“
Stadt München als Sachaufwandsträger plant Verbesserungen
Die Stadt München fungiert als Sachaufwandsträger für die IT-Sicherheit an bayerischen Schulen und plant Verbesserungen. Die Stadt gibt jedoch keinen genauen Zeitplan für den Abschluss dieser Verbesserungen an.
Lehrkräfte als IT-Verantwortliche?
Ein weiteres Problem ist, dass nicht immer ausgewiesene Experten für die IT-Sicherheit an Schulen verantwortlich sind. Laut den „Empfehlungen zur IT-Ausstattung von Schulen für die Jahre 2023 und 2024“ des Bayerischen Kultusministeriums dürfen Lehrkräfte in einem begrenzten Umfang technische IT-Administration durchführen. Hans Rottbauer vom Lehrer- und Lehrerinnenverband sieht dies kritisch und fordert eine angemessene personelle Ausstattung der Schulen mit Fachkräften für den IT-Bereich.
Bayerischer Datenschutzbeauftragter prüft den Fall
Der Münchner Rechtsanwalt Marc Maisch betrachtet die Verwendung des veralteten Web-Mailers als klaren Verstoß gegen die Datenschutzgrundverordnung, die den Einsatz zeitgemäßer Technologien vorschreibt. Maisch hat aufgrund von Recherchen des BR eine Beschwerde beim Datenschutzbeauftragten eingereicht, die derzeit bearbeitet wird.“
Fazit
Kinderdaten müssen besser geschützt werden!
Gundolf Kiefer, Sprecher des Bayerischen Elternverbands und Professor für Technische Informatik an der Hochschule Augsburg, kritisiert die Verwendung veralteter Web-Mailer an Schulen. Er betont die Bedeutung der Datensicherheit und den besonderen Schutz, den die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) für die Daten von Minderjährigen vorsieht. Kiefer unterstreicht die Notwendigkeit einer ernsthaften Berücksichtigung der Folgekosten und Sicherheitsaspekte bei der IT-Ausstattung von Schulen sowie die Bedeutung von qualifiziertem IT-Personal.