Cyberangriffe sind längst kein Ausnahmefall mehr, sondern tägliche Realität. Angreifer agieren zunehmend professionell, automatisiert und gezielt – vom opportunistischen Script-Kiddie bis zu staatlich unterstützten Gruppen. Umso wichtiger ist es, die eigene Sicherheitslage regelmäßig realistisch auf den Prüfstand zu stellen. Doch welches Verfahren ist das richtige? Schwachstellenscan, Penetrationstest oder Red-Teaming?
Die Bedrohungslandschaft
Die Angriffe auf Unternehmen entwickeln sich stetig weiter – in Breite und Tiefe:
- Cloud & Container: Falsch konfigurierte Cloud-Dienste, unsichere APIs oder offene Kubernetes-Cluster gehören zu den häufigsten Einfallstoren.
- Supply Chain & Drittanbieter: Über kompromittierte Software-Updates oder externe Dienstleister können Angreifer ganze Netzwerke infizieren.
- Automatisierte Angriffe: KI-gestützte Phishing-Kampagnen oder Botnetze ermöglichen es Angreifern, in kürzester Zeit große Angriffsflächen auszunutzen.
- Ransomware & Erpressung: Professionelle Banden setzen auf mehrstufige Angriffe – vom Erstzugriff bis zur Exfiltration sensibler Daten.
- Gezielte Angriffe: Staatliche oder hochorganisierte Gruppen nutzen Zero-Days und ausgefeilte Techniken, um bestimmte Branchen oder kritische Infrastrukturen ins Visier zu nehmen.
Fazit:
Sicherheitsprüfungen müssen diese realistischen Szenarien abdecken – und genau das leisten Schwachstellenscans, Penetrationstests und Red-Teaming in der richtigen Kombination.
1. Schwachstellenscan – der Pflichtcheck
Ein Schwachstellenscan (engl. Vulnerability Assessment) setzt primär auf automatisierte Tools. Sie erkennen bekannte Schwachstellen wie fehlende Updates, unsichere Konfigurationen oder schwache Passwörter. Moderne Scanner prüfen heute nicht nur Server und Netzwerke, sondern auch Cloud-Ressourcen, Container, Web-Apps und Software-Bibliotheken (SCA).
Einsatz: kontinuierlich, z. B. wöchentlich oder monatlich
Ziel: bekannte Lücken schnell erkennen und schließen
Best Practice: Ergebnisse priorisieren und in ein etabliertes Vulnerability-Management einfließen lassen – nicht nur Reports ablegen.
2. Penetrationstest – der gezielte Härtetest
Ein Penetrationstest geht deutlich weiter. Neben Tools kommen manuelle Prüfungen zum Einsatz, um Schwachstellen zu finden, die Scanner übersehen: Logikfehler, fehlerhafte Berechtigungen, API-Missbrauch oder Cloud-spezifische Fehlkonfigurationen. Die Tester validieren und exploiten Schwachstellen, um realistische Angriffspfade nachzustellen – etwa den Zugriff auf sensible Daten oder die Übernahme eines Administrator-Accounts.
Einsatz: nach grundlegender Absicherung durch Schwachstellenscans
Ziel: komplexe Lücken sichtbar machen, die echten Angreifern Tür und Tor öffnen
Best Practice: Scope klar definieren (z. B. Web-App, Active Directory, Kubernetes) und mit einem Retest nach Behebung abschließen.
3. Red-Teaming – der Realitätscheck
Red-Teaming simuliert eine komplette Angriffskampagne: von Phishing über Ausnutzung interner Schwachstellen bis hin zu Lateral Movement. Dabei stehen nicht nur die technischen Schwächen im Fokus, sondern auch die Frage: Erkennt und stoppt das Blue Team den Angriff?
Moderne Red-Teams arbeiten nach MITRE ATT&CK und nutzen aktuelle Taktiken und Tools. Ziel ist nicht allein der Beweis eines Einbruchs, sondern vor allem das Training von Detektion und Reaktion. Oft wird ein Purple-Team-Ansatz gewählt, bei dem Red- und Blue-Team eng zusammenarbeiten, um Fähigkeiten gezielt zu verbessern.
Einsatz: bei hohem Sicherheitsniveau, wenn SOC, SIEM und Incident-Response-Prozesse existieren
Ziel: Widerstandsfähigkeit in der Praxis testen – nicht nur Schwachstellen finden, sondern Abwehrkräfte stärken
Best Practice: Klare Regeln (Rules of Engagement), abgestimmte Ziele und Lessons Learned-Workshops.

Welches Verfahren ist das richtige?
- Einstieg & Dauerbetrieb
- Schwachstellenscans: Schwachstellenscans sind die Grundlage: automatisierte, regelmäßige Scans (z. B. wöchentlich/monatlich) finden bekannte Lücken schnell und sind unverzichtbar für den laufenden Betrieb und das Vulnerability-Management. Sie sind der erste, preis-effiziente Schritt — aber nicht das Ende der Sicherheitsarbeit.
- Pflicht für kritische Erkenntnisse
- Penetrationstests:Viele der wirklich gefährlichen Schwachstellen — Logikfehler, komplexe Konfigurationsfehler, Privilege-Escalation-Pfade oder kreative Exploits in APIs/Cloud-Setups — werden von Scannern nicht zuverlässig erkannt. Deshalb sind manuelle Penetrationstests verpflichtend, wenn es um den Schutz der Unternehmensdaten, Kundensysteme oder regulatorische Anforderungen geht.
- Weiterführend
- Red-Teaming / Purple-Team: Sobald SOC, SIEM und Reaktionsprozesse vorhanden sind, ergänzen Red-Teams den Schutz durch realistische Angriffszenarien und Tests der Erkennungs- und Reaktionsfähigkeit. Purple-Teaming verbindet beide Seiten und beschleunigt den Lernerfolg.
Praktische Empfehlung:
- Mit regelmäßigen Scans starten
- Zeitnah (z. B. jährlich oder nach größeren Änderungen) einen Penetrationstest + Retest planen
- Red-Teaming nur dann einführen, wenn Monitoring & Incident-Response etabliert sind
Scans sind nötig — Pentests sind verpflichtend, wenn Sie echte, geschäftsrelevante Risiken seriös adressieren wollen.
Wichtig: Es geht nicht um „entweder oder“, sondern um die richtige Reihenfolge und den kontinuierlichen Mix der Verfahren.
Checkliste für die Auswahl des richtigen Partners
Ein professioneller Dienstleister …
- erklärt klar den Unterschied zwischen Scan, Pentest und Red-Team,
- arbeitet nach Standards (z. B. OWASP, NIST, MITRE ATT&CK),
- hat nachweisliche Expertise in Cloud, Container und DevOps,
- liefert reproduzierbare Ergebnisse und konkrete Handlungsempfehlungen,
- unterstützt bei Retests und Nachbearbeitung,
- berücksichtigt auch Lieferkette und Third-Party-Risiken,
- und integriert, wenn gewünscht, Purple-Team-Formate für nachhaltigen Mehrwert.
Fazit
Wer Sicherheit ernst nimmt, muss prüfen – und zwar regelmäßig, realistisch und risikoorientiert. Schwachstellenscan, Penetrationstest und Red-Teaming sind keine Konkurrenz, sondern Bausteine einer ganzheitlichen Sicherheitsstrategie. Entscheidend ist die richtige Auswahl zum richtigen Zeitpunkt – und ein Partner, der den Unterschied kennt.
